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Das Neuste von Save me Konstanz
Eine Afghanin lernt mit Baby auf dem Arm, eine Familie aus Indien unterstützt sich gegenseitig im Unterricht. Zehn ganz unterschiedliche Menschen sitzen vor Barbara Grießinger. Sie sind zwischen 16 und 53 Jahre alt, kommen aus Eritrea, Sri Lanka, Pakistan und anderen Ländern. Jetzt sind sie in der Flüchtlingsunterkunft in der Luisenstraße und üben Deutsch. „Wie geht es Ihnen?“, fragt Barbara Grießinger und zeigt dem, der antworten soll, ein Bild mit einem lachenden oder einem traurigen Gesicht. Barbara Grießinger war Lehrerin am Ellenrieder-Gymnasium. Nach einem Sabbat-Jahr könnte sie jetzt den Ruhestand genießen, und sich zurücklehnen. Dennoch hat sie schon wieder Lehrverantwortung übernommen. Für die Konstanzer Save-me-Initiative (auf Deutsch: Rette mich) für Flüchtlinge hat sie die Unterrichtstätigkeit wieder aufgenommen. Sie und die ehemaligen Lehrerinnen Ida Fend-Richter und Beate Fischer sorgen ehrenamtlich dafür, dass Flüchtlinge so schnell wie möglich deutsch lernen.
„Die Katze lässt das Mausen nicht“, scherzt Fend-Richter mit Blick auf die schnelle Rückkehr in Unterrichtsverantwortung. Wie bei Grießinger hat nach einem Auszeiten-Jahr ihr Ruhestand gerade eben begonnen. Sie sah die wachsende Zahl der Flüchtlinge und wollte wenigstens ein bisschen helfen. Ähnlich ging es Grießinger: „Ich stelle mir immer vor, ich müsste Farsi lernen im Iran, von einem, der weder deutsch, noch englisch kann.“ Die drei Lehrerinnen wissen kaum etwas über die Schicksale der Menschen, die vor ihnen sitzen. Sie gehen nur davon aus: Ohne Not verlässt niemand seine Heimat.
Alle drei, obwohl erfahrene Lehrerinnen, sind sich einig: Der Unterricht mit den Flüchtlingen, die aus ganz verschiedenen Kulturen und mit ganz verschiedenem Wissen kommen, ist eine Herausforderung. Vieles, was in einer deutschen Schule selbstverständlich sei, müsse im Unterricht für Flüchtlinge erst einmal erklärt werden, sagen die Lehrerinnen. Übungen wie etwa das Sortieren von Silben zu Worten sei manchen völlig neu. Die Schüler sind in zwei Klassen aufgeteilt: Die eine versteht Englisch, die andere nicht. In der nichtenglischen Gruppe tragen die, die etwas verstanden haben, dieses an die weiter, die nicht genau wissen, was sie machen sollen. Die Lehrerinnen wollen verstärkt mit den Flüchtlingen nicht nur im Klassenzimmer, sondern auch bei Sprachausflügen zum Bäcker, auf den Markt und auf der Post lernen und hoffen auf Unterstützung dafür (siehe Infokasten). Manchmal können sich die Frauen über besondere Erfolge freuen: Einer aus dem Unterricht für Flüchtlinge habe schon den Sprung in einen der höheren Sprachkurse an der Volkshochschule geschafft.
Für die Lernmaterialien im Deutsch-Unterricht für Flüchtlinge haben der Landkreis 300 Euro und der Inner Wheel Club 500 Euro zur Verfügung gestellt. Für geplante Sprachexkursionen wären die Lehrerinnen froh über Unterstützung bei den entsprechenden Einrichtungen und über Spenden, mit denen etwa Busfahrten bezahlt werden können. Save-me-Konstanz, Sparkasse Bodensee, BLZ: 690 500 01, Konto-Nummer: DE52690500010000009282
Im Jahr 2013 hat der Landkreis Konstanz rund 370 Asylbewerber neu aufgenommen. Der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland wird auch künftig hoch bleiben. Im SÜDKURIER-Themenpaket lesen Sie Hintergründe und aktuelle Artikel zum Thema.
Asylbewerber im Kreis Konstanz (Themenpaket des Südkuriers)